Aaron Fischer Ingenieur, Vater, Heimwerker, Problemlöser

23 August, 2010

Eigentlich schade

Privates

Als ich mich vor ungefähr drei Jahren bei Facebook angemeldet hatte, war da noch nichts los. Die einzige deutsche Fan-Site war Germany, the land of brezels and beer und hatte ca. 150 Mitglieder. Ich hab dem ganzen auch keine große Bedeutung mehr geschenkt, da ein Social-Network ohne Freunde nicht besonders viel Spaß macht. Da war Twitter schon lustiger, vorausgesetzt man wollte immer genau wissen, was gerade so im Netz hyped. Doch im Großen und Ganzen war das für die meisten in Deutschland ziemlich irrelevant.

StudiVZ war der heiße Scheiß für alle, die keine andere Möglichkeit hatte sich im Web mitzuteilen. Man gruschelte sich gegenseitig und verlinkte sich auf Party-Bildchen. Diejenigen, die ein eigenes Blog hatten und einen RSS-FeedReader bedienen konnten, hatten zu der Zeit (schlimm jetzt schon zu der Zeit zu schreiben!) eine tolle Möglichkeit schnell an selektierte Informationen zu gelangen und sich der Welt zitierfähig mitzuteilen.

Heftige Diskussionen wurden in Blogs geführt, Streitereien ausgetragen, Geheimnisse ausgeplaudert und zu jedem Problem gab es schon jemanden, der die Lösung in seinem Blog veröffentlichte. Doch seit circa einem Jahr scheint sich wieder ein Medienwechsel durch das Web zu ziehen. Und zum ersten Mal gefällt mir nicht, was ich erlebe.

Betrachte ich meinen Feedreader, rauschen zwar noch in gewohnter Regelmäßigkeit Artikel von Lifehacker, io9, Spreeblick und Nerdcore durch, doch die Blogs meiner Freunde sind seit Monaten stillgelegt. Das Blog meiner Freundin ist schon seit einem halben Jahr tot, der letzte Twitter-Post ist von gestern. Sterben gerade die kleinen Blogs weg, ohne dass es uns bewusst wird? Ist RSS/Atom Käse von Vorgestern, für das seit Facebook-Pinwand und Twitter-Timeline kein Bedarf mehr besteht?

Woran liegt es, dass keiner mehr Lust hat zu bloggen? Liegt es an den ganzen Social-Networks, dass niemand mehr die Muse hat, sich für einen Blogartikel Mühe zu geben? Ich kann nur für mich sprechen: Seit Twitter und Facebook hat sich für mich das Verständnis für einen Blogartikel stark verändert. Ein Tweet muss nicht originell oder fehlerfrei sein. Selbst wenn keiner es versteht, in zwei Tagen ist der Eintrag schon unterhalb des Browserfensters verschwunden und keiner wird ihn vermissen. Bei einem Blog-Artikel sieht das nun ganz anders aus: Einmal geschrieben, gleich von Google erfasst und für alle Ewigkeit im Netz. Über die Kommentare (vorausgesetzt man hat willige Kundschaft) wird auf jeden Fehler hingewiesen, der Chef liest mit und der Link dazu landet in der Bookmarksammlung.

Diese Vorstellung schreckt ab. Auch mit diesem Blog-Beitrag habe ich wieder mal ewig gewartet. In den vergangenen Monaten ist so viel passiert, über das ich schreiben wollte, doch nie fand ich es würdig genug. Warum auch immer. Diesem Trend will ich in Zukunft wieder gegensteuern und gelobe Besserung.

(Die Datumsangabe ist vom letzten veröffentlichten Blogbeitrag) Ganz speziell will ich Bea (~2009), Klaus (Februar 2010, ich bin enttäuscht!), Florian (Mai 2010), Till (Februar 2010, dir sei verziehen), Ruben (Dezember 2009), Kai (Juni 2010, vorbildlich!), Markus (Juni 2010), Daniel (August 2009), Andreas (August 2009), Thomas (November 2009) und alle anderen vergessenen Freunde dazu anregen, mal den Spam aus den Kommentaren zu löschen und mal wieder zu bloggen. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir -- ja wir, die die Blogosphäre erschaffen haben -- die Blogs wieder aufleben lassen und Texte verfassen, die länger als 144 Zeichen lang sind.