Aaron Fischer Ingenieur, Vater, Heimwerker, Problemlöser

09 März, 2011

Thailand: Ein Résumé

Privates

Die letzten drei Wochen habe ich in Thailand (Asien) mit meiner Freundin und zwei wirklich guten Freunden (Markus und Nicky) verbracht. Das war nicht nur für mich dringend nötig -- einmal richtig aus dem Alltag ausbrechen und verschwinden. Die Wochen (und Monate?) zuvor gab es in meinem Leben nicht viel mehr als die Arbeit; ich befand mich meist im Dauerstress. Das zehrte an meinen Kräften, physisch wie auch psychisch. Da war ein Urlaub ohne jegliches Notebook oder Handy genau das Richtige.

Strand

In Bangkok angekommen gab es für uns erst einmal einen gewaltigen Kulturschock. Das Klima und auch die Menschen sind dort unten ganz anders. Alles ist eine Spur gelassener, wärmer, runder, speckiger, klebriger, aber auch freundlicher. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an so manches, vorausgesetzt man geht unvoreingenommen an alles heran.

Rucksack

Wir haben so vieles gesehen und erlebt, dass ich hier nicht jede Einzelheit berichten kann, aber ein paar Eindrücke und Gedanken möchte ich dennoch schreiben. Bangkok war eine unglaubliche Erfahrung. Die Menschen leben (für unsere Verhältnisse) erschreckend chaotisch. Aus einer Straße mit zwei Spuren werden kurzerhand vier Spuren gemacht, die abenteuerliche Stromverkabelung stellt die VDE100 komplett in den Schatten und an Hinweisschilder hält sich sowieso niemand. Es scheint fast so, als würde man mit Absicht genau das Gegenteil machen was vorgeschrieben ist. Aber trotzdem funktioniert irgend wie alles. Es schien für mich so, als würden die Menschen gegenseitig aufeinander aufpassen. Die Menschen machten den Eindruck, dass sie glücklicher und in Harmonie mit sich selbst und ihrer Umgebung leben.

Buddha

An jeder Ecke fand man einen kleinen Gebetstempel mit Opfergaben, selbst in Taxis war fast immer ein kleiner Buddha auf dem Armaturenbrett. Sie falten die Hände, bevor sie Geld annehmen und die allermeisten sind stets höflich, freundlich und hilfsbereit. Niemand wird alleine stehen gelassen. Diese Kultur hat mich schon schwer beeindruckt.

Eines wurde mir in Thailand ziemlich deutlich bewusst: Ich bin reich -- nicht nur was den Lebensstandard angeht, sondern auch reich an Erfahrung, Wissen, und Bildung. Für die meisten Thai ausserhalb der größeren Städte ist Englisch nicht selbstverständlich und selbst für Shop-Besitzer ist 5x60 Bath ohne einen überdimensionierten Taschenrechner nicht lösbar. In unserem Alltag selbstverständliche Dinge wie Copyright, Recycling, Müllentsorgung oder der Respekt vor der Umwelt scheint in solchen Entwicklungsländern noch nicht durchgedrungen (oder noch nicht umsetzbar) zu sein. Hier wird alles kopiert und gefälscht, der Müll wird zu Haufen zusammengekehrt und angezündet.

Das Bewusstsein, in einem Staat wie Deutschland von enormem Wohlstand zu leben, bekommen man erst deutlich zu spüren, wenn man eines der Länder in Äquatornähe mit eigenen Augen gesehen und erlebt hat. Ich zahle dafür gerne meine Steuern.

Die Einstellung der Thais zum Leben, ihren Mitmenschen und ihrer Umgebung hat mich dann aber schon etwas nachdenklich gemacht. Ich hatte zudem das erste Mal seit langem die Möglichkeit, über die vergangenen Monate zu reflektieren. Schon während meiner Abschlussarbeit hatte ich begonnen zu arbeiten, und danach blieb selten die Gelegenheit, über das Vergangene nachzudenken. Ich wollte beispielsweise etwas über mein Thesis-Thema bloggen oder ein paar Projekte aus meinem Studium vorstellen, bin aber seit über einem halben Jahr nicht dazugekommen dies zu tun. Ähnliches merke ich jetzt auf der Arbeit; hier purzeln die Feature-Requests schneller herein als ich sie umsetzen kann. Da bleibt keine Zeit mehr, Code-Reviews zu machen oder intensiv über eine Problemstellung nachzudenken und den besten Weg zur Umsetzung zu finden. In solchen Situationen beneide ich die Lebensweise der Thai.

Aaron

Vielleicht war es auch das Buch Dienstags bei Morrie von Mitch Albom, dass mir etwas die Augen geöffnet hat. Das Leben ist zu schade, um es unbemerkt an sich vorbeiziehen zu lassen. Wenn man nur noch auf seine Umwelt reagiert, statt aktiv einzugreifen, hat man nicht mehr viel vom Leben. Voll und ganz auf die Dinge konzentrieren, die für mich wichtig sind und diese dann konsequent(er) verfolgen ist deshalb mein Ziel für dieses Jahr.