Aaron Fischer Ingenieur, Vater, Heimwerker, Problemlöser

22 July, 2012

Warum Facebook auch stirbt

Netzkultur

Viele, die mit Facebook das Internet kennenlernen, sehen das Internet als Facebook mit Add-ons. Als ich das Internet kennenlernte, war für mich das Internet IRC mit Add-ons. Betrachtet man das Internet zu einem beliebigen Zeitpunkt, gibt es meist ein oder mehrere Monopole, um die sich alles dreht. Im Augenblick ist das Facebook und (erstaunlicherweise) Twitter.

Es gab eine Zeit, in der das Internet von Yahoo und AOL dominiert wurde. Jeder brauchte damals eine Yahoo-Adresse um an den vielen verschiedenen Services teilzunehmen (Foren, Newsgroups, E-Mail, ...). Redet heute noch jemand über Yahoo? Selbst del.icio.us haben sie verkackt und Flickr gerät auch langsam aber sicher in Vergessenheit. In letzter Zeit mal die Yahoo-Suche verwendet?

Es gab eine Zeit, in der jeder mit einem Netscape Browser surfte. Eine wirkliche Alternative gab es nicht (Der IE ist und war noch nie eine Alternative). Heute kämpft der kleine Ableger Firefox schon mit sinkenden Nutzern.

Es gab eine Zeit, in der jeder auf MySpace war. MySpace hatte irgendwann mal so viele Accounts, dass es für jeden Amerikaner zweimal reichte. Jeder der etwas auf sich hielt hatte mindestens einen MySpace Account. Landet man heute durch Zufall auf einer MySpace-Seite, kommt man sich vor als würde man sich auf einem eBay-Shop befinden.

Es gab auch mal eine Zeit, da wollte jeder ein Wiki (nach der Zeit als jeder ein Forum wollte (nach der Zeit als jeder ein Gästebuch wollte)). Es schien die Lösung für alle Probleme zu sein. Das Web 2.0 in Reinform. Jede Firma, die aus mindestens zwei Personen bestand installierte sich mindestens ein Wiki um auch zum Web 2.0 zu gehören.

Es gab jüngst auch mal eine Zeit, in der jeder auf StudiVZ war. Ein paar Jungs wurden über Nacht zu Millionären und brachten alle auf ihre Plattform -- ob Student oder nicht.

Wie sieht es mit Facebook aus? Seit ein paar Jahren ist das der heiße Scheiß und jeder redet vom Social Media ohne eigentlich zu wissen, was das eigentlich bedeutet (Klaus, du weißt was es bedeutet, das weiß ich :). Glaubt ihr wirklich, Facebook sei das Ende? Nur weil man jetzt noch nicht weiß was danach kommt, ist das kein Grund anzunehmen, Facebook sei das Ende der Fahnenstange.

Facebook ist im Grunde eine Werbeplattform mit einem extrem lukrativen Nebeneffekt. Die Plattform lebt davon, dass Menschen so viel Informationen wie möglich von sich preisgeben, um diesen dann exakt zugeschnittene Werbung einzublenden oder diese Informationen an andere Firmen weiterzugeben. Eine Win/Win Situation.

Was würde passieren, wenn jemand den RaspberryPi mit einer Diaspora/StatusNet-Instanz kombiniert und das Resultat im Supermarkt verkauft? Ein dezentrales soziales Netz muss sich nicht mit Werbung über Wasser halten und muss an der Börse auch nicht die Backen aufblasen. Was passiert, wenn jemand etwas Besseres als Facebook entwickelt und das so dezentral und einfach macht wie E-Mail oder RSS? Es wird kein halbes Jahr dauern, da ist Facebook weg vom Fenster und etwas Neues wird kommen.

Michael Wolff schreibt das ganz treffend: Facebook isn't Google; it's Yahoo or AOL

P.s.: digg.com gibt es übrigens auch nicht mehr all zu lange.