Aaron Fischer Ingenieur, Vater, Heimwerker, Problemlöser

14 November, 2024

Focus Shift

Privates

Seit ein paar Jahren ist es hier etwas ruhiger geworden. Die letzten vier Jahre zusammengenommen habe ich 6 Beiträge geschrieben, in den letzten zwei Jahren nur einer. Gründe dafür habe ich natürlich viele, doch keiner war so gravierend, dass ich das ganze Jahr über keine Möglichkeit fand, mich mal ein paar Abende hinzusetzen und einen neuen Beitrag zu schreiben. So richtig bewusst ist es mir erst geworden, als ich vom Ende von maiLab erfahren habe. In ein paar Dingen habe ich mich selbst wieder erkannt und in gewisser Weise leidet diese Website unter ähnlichen Phänomenen.

Ich will hier premium Content liefern. Das wurde im Laufe der Jahre immer mehr zu meinem Anspruch. Vor über 18 Jahren habe ich mit dem Bloggen angefangen. Anfangs nur über alltägliche Dinge, Kuriositäten aus dem Internet oder kleine Tutorials, aber mit der Zeit wuchs auch der Anspruch, qualitativ hochwertige Inhalte zu veröffentlichen. Und das wurde auch dieser Seite zum Verhängnis.

Ideen für neuen Inhalt habe ich viele, eigentlich fast täglich. Aktuell warten 13 unveröffentlichte Artikel darauf, fertig geschrieben zu werden. Woran scheitert es also? Was hält mich ab, diese Texte/Projekte fertig zu machen und zu veröffentlichen? Da ist zum einen der eigene Anspruch: Ich möchte keinen Blödsinn schreiben, also versuche ich mein Möglichstes, die Informationen fachlich fundiert, gut strukturiert und inhaltlich/grammatikalisch korrekt zu formulieren. Das ist mit einigem Aufwand verbunden, bei dem man schnell mal die Motivation verliert.

Doch kommt zum anderen seit einiger Zeit immer mehr der generelle Zweifel in mir, welche Relevanz meine Bemühungen eigentlich haben. Einerseits schreibe ich die meisten Artikel primär für mich selbst, um etwas loszuwerden (auch wenn der letzte nicht-Fachartikel über 7 Jahre her ist) oder um etwas im Detail zu verstehen. Die meiste Zeit geht hier für die Recherche drauf. Andererseits aber, um Hilfestellung zu liefern und einen Mehrwert zu bieten -- wie auch immer der für den Einzelnen aussieht.

Und es macht mir natürlich auch Spaß, sonst würde ich es nicht tun. Ich mache das hier seit über 18 Jahren freiwillig und stets ohne den Gedanken, Geld damit verdienen zu wollen. Vielleicht sogar als eine Art Gegenpol zum Rest des Internets. Werbung, Produktplatzierungen und Referer-Links hab ich mich stets verweigert.

Mit dem massentauglichen ChatGPT und anderen LLMs komme ich aber um die drängende Frage nicht herum: Welche Relevanz hat das hier? Und für wen eigentlich? Meine mühsam recherchierten Artikel sind der Input für große Datensilos wie ChatGPT, mit Hilfe denen dann das Internet mit generiertem Inhalt geflutet wird. Bin ich also Teil des Problems? Mache ich ungewollt die Arbeit für OpenAI? Diese Tatsache ist es wohl hauptsächlich, welche mich die letzte Zeit davon abgehalten hat, Inhalte auf dieser Seite zu veröffentlichen.

Fakt ist, dass jeder Inhalt, der im Internet auftaucht, dort auch bleibt und von allen verwendet bzw. zweckentfremdet werden kann. Natürlich gibt es das Urheberrecht für eigene und fremde Inhalte für Schutz und Strafe, sowie das Strafgesetzbuch für die Veröffentlichung von verbotenen Inhalten. Doch wenn OpenAI meine Website crawled und mit meinen Inhalten arbeitet, ist nicht so ganz klar, welches Gesetz hier greift. Zumindest in Deutschland ist da § 44b 1-3 UrhG zuständig. Wenn ich also auf meiner Website vermerke, dass ich diesem widerspreche, greift diese Ausnahme nicht mehr. Vorausgesetzt das Verwenden meiner Texte für LLMs fällt überhaupt unter das Urheberrecht. Hier gibt es noch keinen klaren Konsens. Das Schweizer Urheberrecht sieht hier z.B. vor, dass trotz fehlender Zustimmung zum Zweck der Forschung und Wissenschaft alles verwendet werden darf (URG § 24d). Ähnlich schwammiges hat die USA mit ihrem fair use Gesetz. Vermutlich ist OpenAI nicht ohne Grund als Non-Profit Organisation geführt. Und dann ist noch die Frage, wie genau OpenAI und die anderen Firmen es mit der Einhaltung von Gesetzen über Landesgrenzen hinweg nehmen. Praktisch stelle ich mir das sehr komplex vor, alle die in den jeweiligen Ländern geltenden Gesetze zu respektieren. Allein die Prüfung meiner kleinen Website auf einen möglichen Widerspruch zur Verwendung meiner Inhalte ist nicht trivial.

Praktisch gesehen werden also meine Inhalte verwendet, ob ich dem nun einwillige oder nicht, ob dies in Deutschland gesetzlich verboten ist oder nicht. Ich habe hier keinerlei Kontrolle, was mit meinen Texten passiert, sobald ich sie ins Internet stelle.

Doch so war das eigentlich schon immer. Nur jetzt werden sie maschinell verwertet. Und ist das neu? Eigentlich auch nicht. Alle großen Plattformen machen das schon seit Jahrzehnten. Nur war es bisher nicht so offensichtlich. Der Content der Internet-User ist das Engagement, die Verwertung sind zielgerichtete Werbung.

Bei Social Media habe ich schon vor einigen Jahren den Stecker gezogen und mich bei so gut wie allen großen Plattformen selbst entfernt. Hier habe ich es wieder selbst in der Hand, was mit meinem Content passiert, da ich das meiste selbst hoste. Doch bei ChatGPT und Co. kann ich nicht so wirklich ausweichen.

Was bleibt mir also? Ich sehe hier für mich zwei Möglichkeiten: Entweder ich verstecke mich unter einem Stein und warte ab, bis ich noch älter werde. Ober aber, ich nehme die Veränderung an und passe mich (und meinen Content) entsprechend an, ohne aber meine ethischen und moralischen Werte zu ignorieren (Der Akku Doktor hat hier ein interessantes Interview geführt.)

Gewartet habe ich jetzt lange genug. Gewisse Tatsachen muss ich so hinnehmen, da kann ich nichts daran ändern. Wenn ich Content offen ins Netz stelle, wird er nicht nur konsumiert, sondern auch verwertet, ob ich das nun will oder nicht. Mit einer Paywall würde ich dem entgehen, doch war und ist die Website stets offen und frei für alle. Das ist mir stets ein großes Anliegen und das werde ich auch nicht ändern.

Ja, ich bin es leid, generierte Blogartikel und Bilder zu lesen/sehen. Ich bin es leid, Cookie Consent Banner wegzuklicken. Eigentlich bin ich vom Status Quo des Internets enttäuscht. Doch frei nach dem Motto: Sei die Veränderung, die du dir wünschst setze ich den Fokus dieser Website auf folgende Grundsätze:

Echter, ehrlicher Inhalt

Ich werde hier keine Kaufempfehlungen aussprechen, Werbe-Kooperationen einflechten oder YFood toll finden. Es wird hier keine Cookies geben, es werden keine IPs geloggt und keine Analysen gefahren. Es gibt hier meinen Content, so zugänglich, akkurat und offen wie möglich. Sonst nichts. Ich bemühe mich um gut recherchierten Inhalt, ohne einen kommerziellen Hintergedanken oder den Engagement-Faktor zu berücksichtigen. Wenn ich den Bedarf verspüre, mit einer Erklärung helfen zu können, werde ich das tun.

Meine Meinung, Ideen und Gedanken

Die Welt ist so politisch wie nie. Das wird hier auch nicht spurlos vorbeigehen. Und ich bin der Meinung, dass jede Handlung politisch ist, auch wenn man versucht, unpolitisch zu sein oder sich von Entscheidungen oder Diskussionen zu distanzieren. Ich bin kein Prediger, meine Texte spiegeln lediglich meine Meinung und Einstellung wider. Und ich finde, es ist Zeit, Position und Haltung zu zeigen, sonst überlässt man den Konsens denen, die am lautesten brüllen.

Ich schreibe über das, was mich im Moment interessiert. Meine Interessen verschieben sich laufend, und so auch der Inhalt dieses Blogs. Es gibt keine große Ausrichtung auf etwas. Das ist mein privates Blog, hier schreibe nur ich, sonst niemand.

Und ich glaube, ich bin nicht der einzige mit diesen Gedanken.