Das Backup-Problem
TechnologieÜber das Thema Backup wollte ich schon lange einmal schreiben - jetzt ist denke ich ein guter Zeitpunkt dafür. Ich war lange auf der Suche nach der perfekten Backup-Strategie und seit ein paar Jahren habe ich für mich ein System gefunden, mit dem ich recht gut zurechtkomme. Dieses will ich nun einmal beschreiben.
Da ich viel mit dem Notebook unterwegs bin, habe ich zwangsläufig mehrere Orte, an denen ich meine Daten brauche - und dementsprechend auch miteinander synchronisieren muss, da die Datenbestände zwangsläufig divergieren. Ich habe mich für eine Kombination aus NFS, rsync und unison entschieden. Zu Hause habe ich einen alten PC mit drei Festplatten ausgestattet und mir mit FreeNas ein recht stabiles NAS/RAID-System aufgesetzt. Auf diese Daten greife ich lokal über NFS-Freigaben zu und arbeite direkt darauf. Das Notebook synchronisiere ich mit unison ab und an damit, so dass ich auch unterwegs alle Daten habe.
Natürlich kann ich nicht alles synchronisieren und ein dreifach-Backup anlegen.
Allein meine Medien (Bilder, Videos, eBooks, MP3, ...) die sich über die
Jahr(zehnte?) angesammelt haben, nehmen ca. 500GB ein. Diese werden über das RAID1 auf zwei Platten gespiegelt. Der Rest (Code, Texte, Studium, Konzepte, Projekte, ...) sichere ich zusätzlich jede Nacht mit rsync auf meinem vServer. Für was hat man denn sonst DSL? :) Dies hat den angenehmen Vorteil, dass ich mein Datenbestand auch remote
abgleichen kann, falls ich mal ein paar Tage nicht zu Hause bin und mir nicht den aktuellen Stand geholt habe.
Dieses System funktioniert nun schon seit mehreren Jahren, auch nach mehreren Hardware-Defekts und Umzügen. Was ich allerdings bis gestern komplett außer Acht gelassen hatte, waren die Daten, die ausschließlich auf meinem vServer liegen - also auch dieser Text hier. Dies wurde mir bewusst, als mein kompletter Hoster über mehrere Stunden nicht erreichbar war. In solchen Situationen fängt dann die Panik an: Was ist da los? Server abgeschmiert oder nur ein Netzwerkproblem?
Also sichere ich ab jetzt auch täglich die wichtigsten Verzeichnisse zurück nach Hause auf mein NAS.
Was das Thema Backup angeht hat (hoffentlich) jeder sein eigenes System. Die meisten machen gar nichts und fangen alle paar Jahre von Neuem an oder haben sowieso alles online in Facebook, GitHub und Co. Andere machen sporadisch ein Backup auf einer USB-Festplatte. Zu hoffen, dass sowieso nichts passieren wird ist leider eine ganz schlechte Strategie.
Warum ich eigentlich diesen Beitrag schreiben wollte war die Tatsache, dass ich neulich ein paar Backup-Dateien von vor sieben Jahren fand, mit denen ich nichts mehr anfangen konnte. Ich wusste schlicht nicht, welches Tool zu dieser Datei passt. Nach langem Suchen fand ich dann eine total veraltete Shareware-Version der Backup-Software (Support seit Windows 2000 eingestellt), die ich damals verwendet hatte. Umständlich mit Wine habe ich es dann unter Linux irgendwie zum Laufen gebracht und konnte tatsächlich noch ein paar Schätze retten.
Auch fand ich noch eine CSV-Datei mit einer Menge Bookmarks. Solche Formate sind zwar nicht sehr elegant oder effizient, aber robust gegen die Zeit; das Backup der Bookmarks war knapp 10 Jahre alt und trotzdem konnte ich mit drei Zeilen Ruby eine simple HTML-Seite generieren, mit der ich sie dann in mein delicious-Account importieren konnte.
Es lohnt sich also immer, offene und zugängliche Formate für ein Backup zu verwenden (schon mal das Passwort für ein längst verschollenes Zip-Archiv aus dem Jahre 2000 erraten müssen?). Eigentlich lohnt es sich überall, nicht nur für das Backup. Programme, Betriebssysteme, Codierungen und Versionen ändern sich zwangsläufig mit der Zeit, und wenn es nur die Entscheidung ist, ein schickes MacBook zu kaufen.